Neues aus der Psychologie: Stress alleine macht nicht krank

Allgemein ist bekannt, dass Stress krank machen kann. Weniger bekannt ist allerdings, dass Stress alleine langfristig die Gesundheit nicht so deutlich beeinflusst wie andere Faktoren. Vielmehr scheint Erschöpfung ein wesentlich deutlicheres Kriterium für langfristige Gesundheitsprobleme zu sein.

Um den Einfluss von Erschöpfung und Stress auf die Gesundheit zu untersuchen haben Dr. Sandra Waeldin, Dr. Dominic Vogt, PD Dr. Friedeman Gerhards und Prof. Dr. Dirk Hellhammer an der Universität Trier 106 Hausarztpatienten ein Jahr lang begleitet. Sie haben die subjektive Erschöpfung, Stress und psychosoziale Belastung sowie die physische und mentale Gesundheit mehrmals erfasst.

Die Studie zeigt, dass sowohl Stress als auch Erschöpfung die Gesundheit bis zu einem Jahr später vorhersagen können. Allerdings scheint der Einfluss von Stress auf die Gesundheit durch Erschöpfung vermittelt zu werden. Die subjektive Erschöpfung kann stressbezogene Erkrankungen also möglicherweise besser vorher sagen, als Stress selbst. Bereits in früheren Arbeiten konnten die Autoren zeigen, dass erschöpfte Menschen einen höheren Medikamentenverbrauch haben und häufiger den Arzt besuchen als nicht oder wenig erschöpfte Menschen.

Der dahinter liegende Mechanismus kann möglicherweise über die psychoendokrine Reaktion erklärt werden, die mit Stress zusammen hängt. So wird unter Stress zunächst Energie mobilisiert um sicherzustellen, dass der Körper alle Ressourcen für eine Bewältigung zur Verfügung hat. Starker oder chronischer Stress kann dazu führen, dass Energieressourcen vorübergehend erschöpft sind. Dauert dieser Zustand länger an, können sich der Körper sowie das Gehirn langfristig an diesen Zustand anpassen. Erschöpfung macht sich dann nicht nur körperlich sondern stets auch im Verhalten, den Gefühlen und den Gedanken bemerkbar. Diese Veränderungen können Vorboten stressbezogener Erankungen sein. Passend hierzu konnten andere Studien zeigen, dass Menschen mit Erschöpfung deutlich häufiger an Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Angst und Depressionleiden als nicht erschöpfte Menschen.

Essentiell scheint es daher, nicht primär jedweden Stress zu vermeiden, sondern einen gesunden Umgang damit zu finden und Erschöpfung vorzubeugen. Bei der Prävention kann Pausenmanagement, Entspannungs-Techinken sowie gezielte Ernährung ein wichtiger Baustein sein.

Durch die Messung von Erschöpfung können somit frühzeitig Vorboten stressbezogener Erkrankungen erkannt und mit den richtigen Maßnahmen vorgebeugt werden.

 

 

Fachartikel verfügbar bei Mental Health and Prevention.

Sandra Waeldin PhD, Dominic Vogt PhD, Friedemann Gerhards PhD, Dirk H. Hellhammer PhD, Exhaustion mediates the relationship between stress and long-term health status in outpatients, Mental Health & Prevention (2018), doi: 10.1016/j.mhp.2018.10.001

Weitere Quellen:

Stöbel-Richter, Y., Daig, I., Brähler, E., & Zenger, M. (2013). Prävalenz von psychischer und physischer Erschöpfung in der deutschen Bevölkerung und deren Zusammenhang mit weiteren psychischen und somatischen Beschwerden. PPmP – Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie, 63, 109–114. doi: 10.1055/s-0032-1331704

Waeldin, S., Vogt, D., & Hellhammer, D. H. (2015). Subjektive Erschöpfung bei stressbezogenen Gesundheitsstörungen: Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, die Arbeitsfähigkeit und das Wohlbefinden. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 23(2), 89–99. doi: 10.1026/0943-8149/a000139

 

 

 

 

 

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