Psychologie erklärt: Der Benjamin-Franklin-Effekt

Der Benjamin-Franklin-Effekt – Psychologie erklärt

Manche Personen mögen wir auf Anhieb, bei anderen fällt uns der Zugang eher schwer. Der Benjamin-Franklin-Effekt zeigt, wie sich diese Hürde manchmal ganz leicht überwinden lässt. Er beinhaltet einen Tipp, der zwar seltsam erscheinen mag, jedoch sehr nützlich sein kann:

Fragen Sie gerade die Menschen, die Ihnen nicht ganz gewogen sind nach einem kleinen Gefallen. Das stärkt die Sympathie.

Die Geschichte zum Benjamin-Franklin-Effekt

Der Erzählung nach hatte Benjamin Franklin einst einen politischen Gegner. Dieser arbeitete ständig gegen ihn. Irgendwann erfuhr Franklin, dass dieser ein seltenes Buch in seiner Bibliothek besaß. Er schrieb seinem „Widersacher“ und fragte, ob er sich das Buch ausleihen könnte.

Postwendend erhielt Franklin dieses Buch und kurze Zeit später gab er es mit einer Dankesnote zurück. Bei der nächsten Gelegenheit begrüßte der einstige „Widersacher“ Franklin freundlich und arbeitete von da an konstruktiv mit ihm zusammen.

Franklins zog darauf die Maxime:

„Der, der dir einen Gefallen getan hat, wird dir zugewandter sein, als der, dem du selbst einmal gefällig warst.“

Psychologie erklärt: Der Benjamin-Franklin-Effekt und die kognitive Dissonanz
Psychologie erklärt: Der Benjamin-Franklin-Effekt und die kognitive Dissonanz

Benjamin-Franklin-Effekt psychologisch erklärt

Tatsächlich handelt es sich bei dem Effekt nicht um eine einmalige Beobachtung, sondern ein gut untersuchtes Phänomen. Wichtig hierbei ist, dass wir uns stets im Einklang zu unserer Einstellung verhalten möchten. Zum Beispiel: Wenn wir jemanden nicht mögen, werden wir auch nicht übermäßig zuvorkommend auf diese Person reagieren. So ein Verhalten würden viele sonst sogar als „falsch“ wahrnehmen.

Die kognitive Dissonanz

Was passiert also, falls wir einer anderen Person nun doch einen Gefallen tun?

Dann entsteht eine sog. kognitive Dissonanz. Das ist ein inneres Spannungsgefühl, welches uns dazu bringt nach Erklärungen zu suchen. In diesem Fall könnte es sein: Wenn ich ihm einen Gefallen tue, dann kann die andere Person ja doch nicht ganz so schlimm sein. Entsprechend schätzen wir die andere Person wahrscheinlich als sympathischer ein.

Schließlich tun wir – eigentlich – nur den Menschen einen Gefallen, die wir auch mögen.

Wie kann man den Benjamin-Franklin-Effekt im Alltag nutzen?

Bitten Sie anderen ruhig mal um einen Gefallen. Am besten sind natürlich solche Gefallen, die dem anderen leicht fallen und ihnen weiterhelfen. Hierbei gibt können gleich zwei positive Effekte entstehen: Erstens stärkt es das Gefühl von Sympathie im Sinne des Benjamin-Franklin-Effekts. Zweitens, stärkt das zugleich das Selbstwertgefühl des anderen. Wir sehen uns grundsätzlich gerne als hilfsbereit und nutzen daher ebenso gerne Gelegenheiten, bei denen wir uns auf einfache Art und Weise hilfsbereit verhalten können.

Im Beruf und privat lässt sich der Effekt gleichermaßen nutzen. Natürlicherweise haben wir oft eine gewisse Scheu davor, andere um etwas zu bitten. Mit dieser lässt es sich leichter umgehen, wenn Sie nach Win-Win-Konstellationen denken:

Was kostet den anderen nur wenig Energie und bringt ihnen beiden einen Nutzen?

So könnte Sie Ihren Kollegen beispielsweise nach der Präsentation aus dem letzten Meeting fragen, bei dem Sie gefehlt haben. Ihr Kollege hat so nicht nur das gute Gefühl, geholfen zu haben, sondern auch die Einladung, zukünftig einen Gefallen von Ihnen zu erhalten. Idealerweise gleicht sich so das Geben und Nehmen aus.

Wo haben Sie so einen Effekt schon einmal erlebt? Wem haben Sie zuletzt einen Gefallen getan – und hat es Ihre Einstellung beeinflusst?

Zum Weiterlesen:

Harmon-Jones, E., & Mills, J. (2019). An introduction to cognitive dissonance theory and an overview of current perspectives on the theory. In E. Harmon-Jones (Ed.), Cognitive dissonance: Reexamining a pivotal theory in psychology (pp. 3–24). American Psychological Association. https://doi.org/10.1037/0000135-001

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